Es gibt diese großen Augen unserer Kinder und diese Fragen, die aus ihrem Mund blubbern und auf die wir nie vorbereitet sind. Fragen, die uns mit fünf Worten in tausend Stücke zerreissen, auf die wir nach Antworten suchen und wir doch sofort wissen, dass wir sie nie finden werden und die uns schmerzlich klar machen, dass diese Lücke in unserem Leben durch nichts und niemand jemals geschlossen werden kann. Vor einigen Tagen stand mein fast Dreijähriger vor mir und wollte nicht schlafen, weil er Angst vor bösen Geistern hatte. Ich versicherte ihm, bei uns gäbe es nur gute Geister. „Das sind Dein Opa Manfred und Dein Opa Thomas. Die wohnen beim Mond und die beschützen Dich,“ meinte ich überzeugend. Und genau dann kamen sie, die großen Fragezeichen in seinem Gesicht und diese Worte: „Mama, was ist eigentlich ein Opa?“ Sie trafen mich wie ein Orkan ins Gesicht, klatschten mit voller Wucht meine ahnungslosen Blick ab und schleuderten dann mein Herz gnadenlos von links nach rechts. Bum! Ich öffnete den Mund und wollte antworten, aber es kam einfach nichts heraus, außer Sprachlosigkeit. Als sich die Worte schließlich wieder sammelten und bereit waren, auch einen Ton von sich zu geben, stotterte ich: „Das ist eine Oma als Mann, also eine Oma mit Pipi.“ Er runzelte seine kleine Stirn, dachte einen Moment angestrengt nach und beschloss schließlich, sich auf das Experiment „Opa“ einzulassen. Am nächsten Morgen fragten wir ihn, wie denn die Nacht so war mit den guten Geistern. „Opa Thomas hat mich besucht,“ erklärte er uns, „aber er war gemein.“ Mein Mann grinste und nickte: „Ha, das war hundertprozentig Opa Thomas!“ Inzwischen erzählt Luis überall stolz von seinen beiden „gute Geister-Opas“ und freut sich, dass er sogar gleich zwei Beschützer hat, die ihn immer und überall begleiten!