Es ist Montag, 7.45 Uhr und die Citypanzer rollen. Mächtig und lautstark ignorieren sie die rotweiss gestreifte „Mama und Papa-Verbotszone“ und stoppen direkt auf den allerletzten Metern zur Grundschule. Die UV A-Z strahlengeschützten Fenster schnurren leise herunter, während Mama Heli-Copter und Hub-Schrauber mit geübtem Blick die Sicherheitslage checken. Jean-Jermaine und Lucy-Loraine bekommen schließlich ihr "Go" und gleiten von ihren doppelt Airbag gesicherten und ergonomisch überkorrekten Kindersitzen hinab.
Ihr Ziel? Die Tretmine, die sich Schulweg nennt. Jetzt noch schnell die reflektorverliebten und lordosefreundlichen Schulranzen überstreifen und das Abenteuer kann beginnen. Oder sollte ich besser sagen: Das erste morgendliche Drama nimmt seinen Lauf? Nun, die „Göre“ von Reihe drei beißt genüsslich in das letzte Stückchen ihres Apfels und wirft den Rest einfach frech hinter sich, während sie sich gleichzeitig ziemlich unverschämt vor Jean-Jermaine und Lucy-Loraine drängelt. Der Apfelstutzen landet direkt vor deren Füßen und löst eine Vollbremsung der sensorgesteuerten Airpolsterschuhe aus. Bei den Mamas Heli-Copter und Hub-Schrauber stockt der Atem, bevor sie das entsetzte Piepsen der Sicherheits-App auf ihrem Handy zurückholt und der Erste-Hilfe-Koffer in der Hand vibriert. „Alles im Griff,“ seufzt die eine, während ihr die andere ein dankbares Lächeln zuwirft.
„Zum Glück sind wir die nächsten drei Tage nicht da,“ murmelt Frau Hub-Schrauber erleichtert. „Morgen wird das Kinderparadies entkeimt und desinfiziert und ein neuer Pollenfilter eingebaut, übermorgen feiern wir dort Jean-Jermaines Geburtstag und überübermorgen haben wir bei Prof. Dr. Bazilinus einen Termin für eine Kopflausuntersuchung, einen Hand-Fuß-Mund-Krankheitscheck und das ganz große Blutbild. Man weiß ja nie, was die Rotzlöffel so alles auf die Party mitbringen.“ „Du hast ja sooo recht,“ antwortet ihr da Frau Heli-Copter. „Sicher ist sicher. Das verstehe ich vollkommen.“
Ich nicht, aber ich bin ja auch Mama Decker-Paxton. Lasst eure Kinder fliegen, weil sie dann wissen, wie sich Gegenwind anfühlt, lasst sie hinfallen, damit sie lernen, selbst aufzustehen und lasst sie gehen, weil sie nur so zu euch zurückkommen. Ja, ich weiß, das ist schwer. Ich war alleine dieses Jahr mit „Little Paxton“ schon dreimal in der Notaufnahme und das Jahr ist noch nicht zu Ende…
Aber ihr schafft das, ich bin mir ganz sicher!